Hochwasserschutz Reusstal

Schutz von Leben, Gut und Habe bei grossen Hochwasserereignissen

Ausgangslage

Im Reusstal zeigen sich auf dem Abschnitt von Dietwil bis Bremgarten Defizite im Hochwasserschutz. Dies wurde deutlich beim Hochwasser Anfang August 2005 an allen Gemeinden an der Reuss in den Kantonen Luzern, Zug, Zürich und Aargau. Bei der Messstation Mühlau wurden bei diesem Ereignis 839 m3/s, bei der Messstation Mellingen 854 m3/s registriert.
Alleine im Kanton Aargau führten die Ausuferungen und Überflutungen entlang der Reuss bei diesem Ereignis zu einer Schadensumme von rund 30 Millionen Franken. Erinnert sei an die Überschwemmungen in Oberrüti, Eggenwil und Stetten, die bedrohliche Situation bei der gedeckten Holzbrücke und der Reussgasse in Bremgarten und das Hochwasser im Areal der ehemaligen Spinnerei Kunz in Windisch.
Bild Hochwasser in Bremgarten

Handlungsbedarf und umgesetzte Massnahmen

Das Hochwasserereignis 2005 und die Gefahrkarte Hochwasser unterstreichen die Gefährdungssituation und zeigten den Handlungsbedarf deutlich auf. Seit 2005 wurden verschiedene Massnahmen umgesetzt:
  • Bereits im Jahr 2005 wurde der Reuss bei Rottenschwil Geschiebe entnommen.
  • Der Damm bei Mühlau wurde in den Jahren 2011/2012 verstärkt.
  • In Bremgarten und in Windisch wurde ein Hochwasserschutz mit mobilen Elementen erstellt.
  • Die neue Gnadenthalerbrücke, welche Niederwil und Stetten verbindet, wurde erbaut.
Im Jahr 2007 wurde eine Vereinbarung zwischen dem Bund und den Kantonen Luzern, Aargau, Zug und Zürich getroffen, damit die Planungen zum Hochwasserschutz koordiniert werden. Der Kanton Aargau zahlte aufgrund dieser interkantonalen Absprache beispielsweise 1.35 Mio Franken (18,5 %) an die Holzrückhalteanlage an der Kleinen Emme bei Malters LU.
Image

Hochwasserschutz Obere Reuss

Trotz der genannten umgesetzten Massnahmen sind im Hinblick auf ein künftiges Hochwasserereignis mit ähnlichem Wasservolumen nach wie vor grosse Defizite vorhanden. Die grundsätzlichen Überlegungen zielen dahin, dass das Hochwasser auf der Strecke Dietwil bis Rottenschwil gebändigt oder ausgeleitet werden kann, damit die beiden Städte Bremgarten und Mellingen sowie die Gemeinde Windisch bei einem kommenden vergleichbaren Ereignis von weniger grossen Wassermassen bedroht werden.
Beim Variantenstudium hatten die Projektleitung und der Lenkungsausschuss sowie die Begleitgruppe wesentliche Parameter zu beachten:
  • wertvolle Naturschutzgebiete,
  • grosse Landwirtschaftsflächen mit Einzelsiedlungen und Einzelhöfen ausserhalb der Dämme in der Reussebene,
  • Infrastrukturanlagen wie wichtige Verbindungsstrassen über die Reuss, Eisenbahnanlagen, Pumpwerke und elektrische Anlagen in den potenziellen Überflutungsflächen.
Die Dörfer im oberen Reusstal liegen mehrheitlich ausserhalb der potentiellen Überflutungsflächen, die Reuss ist auf der ganzen Strecke eingedämmt. Allerdings sind lange Dammstrecken z. T. sehr sanierungsbedürftig.

Variantenstudium

Anfang März 2021 wurden die Zwischenresultate von Projektleitung und Begleitgruppe, welche seit einigen Jahren konkrete und politisch vertretbare Varianten erarbeitet und diskutiert hat, im Rahmen einer Videokonferenz gezeigt. Eine wichtige Erkenntnis der Arbeit von Fachleuten des Kantons und Planern sowie der Begleitgruppe war die Aufteilung in Varianten Süd (Strecke Kantonsgrenze Luzern/Aargau) bis Oberrüti und Varianten Nord (Strecke Sins – Rottenschwil).
Im Abschnitt Süd wird die Erhöhung mit Neubau des Dammes, der vor 80 – 100 Jahren erstellt worden war, sowohl von Projektleitung als auch von Begleitgruppe gegenüber der Ausweitung der Reuss bevorzugt.
Im Abschnitt Nord werden die ungesteuerte und die gesteuerte Ausleitung im Raum Aristau am besten beurteilt.
In der Begleitgruppe wird auch die Ausleitung Reussspitz als mögliche Variante gesehen. Sie steht vor allem aus Sicht der Landwirtschaft im Vordergrund. Dieses Gebiet zwischen Reuss und Lorze, die Maschwander Allmend, liegt im Kanton Zug (Gemeinde Hünenberg) und östlich der Lorze im Kanton Zürich (Gemeinde Maschwanden). Zur Moorlandschaft gehört die grösste Riedfläche des Schweizer Mittellandes und gilt als Naturschutzgebiet von grosser Bedeutung in der Schweiz.
Das Variantenstudium ist noch nicht abgeschlossen, der politische Prozess bislang nicht aufgegleist. In der Entwicklung der als politisch machbar erachteten Varianten sollen sowohl ökologisch Aspekte im Zusammenhang mit Wasserraum, Landwirtschaft und Naturschutz als auch sogenannte Killerkriterien vertieft betrachtet werden.
Die Kosten für einen verbesserten Hochwasserschutz betragen nach einer ersten, sehr groben Kostenschätzung zwischen 35 – 60 Millionen Franken, je nach Variantenkombination Süd und Nord.
Weitere Auskünfte erteilt ihnen der Verfasser, H.P. Flückiger, Gemeindeammann Fischbach-Göslikon.